Fachprogramm 2020: Nachhaltigkeit in den Sozialwissenschaften

Lehren Fachprogramm 2020: Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformation lehren und lernen

Fachgruppe: Sozial-/Gesellschaftswissenschaften (und Kooperationspartner)

20 Teilnehmende | Ein Jahr | Vier Workshops

Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Aufgabe. Auch Hochschulen setzen sich zunehmend mit den damit verbundenen Herausforderungen auseinander, nicht zuletzt in der Lehre.

Wir nehmen diesen Fokus auf und suchen inter- sowie transdisziplinäre Lehrprojekte für die Teilnahme am Fachprogramm 2020. Dreh- und Angelpunkt sind die Sozialwissenschaften, da es heute vor allem (auch) darum geht, wie die gesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft gelingen kann. Nachhaltigkeitsproblematiken erfordern aber auch die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Akteure. Daher sind auch Projekte mit Kooperationspartnern in anderen Fächern eingeladen, sich zu bewerben.

Wir fragen: Was bedeuten Nachhaltigkeit und Transformation im Kontext der Hochschullehre? Wie können Nachhaltigkeitsthemen in die Lehre eingebunden werden? Welche didaktischen Ansätze gibt es? Wie können wir diese weiterentwickeln? Wie lassen sich institutionelle Hürden überwinden?

Wissenswertes und Verfahren

Alles, was Sie über das Fachprogramm wissen müssen …

Kollegialer Austausch | Impulse | Transfer

Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Aufgabe. Auch Hochschulen sind gefordert, sich mit den damit verbundenen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Für ihre Bewältigung werden die Expertisen unterschiedlicher Fachgebiete benötigt. Die Sozialwissenschaften sind der Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, wie die gesellschaftliche Transformation in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft gelingen kann. Bei Themen der Nachhaltigkeit ist nicht nur – wie in den Sozialwissenschaften üblich – die Beobachtung und Analyse gesellschaftlicher Phänomene gefordert, sondern auch die Gestaltung möglicher nachhaltiger Zukünfte. Diese Perspektive wirft im Kontext der Hochschullehre die Frage auf, wie Studierende zu Gestalterinnen und Gestaltern von morgen befähigt werden können.

Nachhaltigkeit ist im Anschluss an die Brundtland-Kommission von 1987 als Konzept zu verstehen, das die Erfüllung der Bedürfnisse der heutigen Generation ermöglicht, ohne den kommenden Generationen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Klimawandel, Ressourcenverknappung und Biodiversitätsverlust, aber auch soziale Ungleichheit, Rechtspopulismus und antidemokratische Bewegungen sind Problematiken, die für die Nachhaltigkeitsdebatte aktuell eine Rolle spielen. Damit verbunden ist die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Wandels in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung (z.B. im Sinne der Sustainable Development Goals). Fragen können in diesem Zusammenhang sein: Wie schaffen wir eine ökologisch und ökonomisch lebenswerte Zukunft für alle? Wie gestalten wir den ökologischen Umbau auf eine sozial gerechte Weise? Wie organisieren wir gesellschaftlichen Zusammenhalt? Welche Arten des technologischen Fortschritts brauchen wir und wie sorgen wir dafür, dass technische Innovation „menschlich“ bleibt?

Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformation brauchen die Zusammenarbeit unter Kolleginnen und Kollegen. Den komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen kann nur im Zusammenwirken unterschiedlicher Fachdisziplinen begegnet werden. Sie erfordern die Kommunikation und Kooperation zwischen den verschiedenen sozialwissenschaftlichen und weiteren Fächern und müssen daher in Verbindung mit Inter- und Transdisziplinarität betrachtet werden.

Für die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit in der Lehre gibt es verschiedene Ansätze. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist hier das bekannteste Konzept, aber auch Begriffe wie transformative Bildung oder „transformative literacy“ sind in der Diskussion und lenken den Fokus auf die Befähigung zum Wandel. Didaktisch geht damit einher, gemeinsam mit Studierenden über Nachhaltigkeit zu reflektieren, zu forschen und Projekte umzusetzen. Werden Nachhaltigkeit und Transformation zu Thema in der Lehre, ergeben sich allerdings verschiedene Herausforderungen:

Verantwortung übernehmen

  • Die Studierenden darin bestärken, die Transformationsprozesse in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Zivilgesellschaft zu analysieren und mitzugestalten
  • Den Studierenden Räume für die Reflexion ihrer Rolle in der Gesellschaft bieten
  • Zugleich mit der Normativität dieser Ziele umgehen

Lehre gestalten

  • Die theoretische Analyse der aktuellen gesellschaftlichen Problemlagen mit der praktischen Forschungs- und Projektarbeit verbinden
  • Fragen einer nachhaltigen Lebens- und Arbeitsweise von der individuellen auf die gesellschaftliche Ebene transferieren
  • Mit Betroffenheit und Überforderung angesichts der komplexen Herausforderungen im Kontext von Nachhaltigkeitsthemen umgehen

Inter- und transdisziplinär handeln

  • Disziplinäre Grenzen überschreiten, ganzheitlich denken und dieses Denken an die Studierenden weitergeben
  • Außeruniversitäre Akteurinnen und Akteure mit ihrem praktischen Wissen in die Lehre einbeziehen
  • Inter- und transdisziplinäre Lehrformate innerhalb der Hochschule etablieren und verbreiten

Wenn Sie diese oder andere Herausforderungen aus Ihrer Lehre kennen, laden wir Sie herzlich ein, am Lehren Fachprogramm 2020 teilzunehmen.

Wir fragen: Was bedeuten Nachhaltigkeit und Transformation im Kontext der Hochschullehre? Wie können Nachhaltigkeitsthemen in die Lehre eingebunden werden? Welche didaktischen Ansätze gibt es? Wie können wir diese weiterentwickeln? Wie lassen sich institutionelle Hürden überwinden?

Sie haben bereits einen konkreten Lösungsvorschlag entwickelt? Sie haben ein Lehrkonzept „in der Schublade“, das nur auf seine Umsetzung wartet? Sie haben einen ersten Versuch gestartet, den Sie gerne weiterentwickeln wollen? Sie können auf Lehrerfahrung auf diesem Gebiet zurückblicken und wollen Ihre Erfahrungen reflektieren und an andere weitergeben? Dann bewerben Sie sich mit Ihrem Lehrprojekt!

Sie arbeiten ein Jahr lang in vier jeweils zweieinhalb-tägigen Workshops gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen an Ihrem Projekt. Sie denken Ihr Projekt weiter, entwickeln Problemlösungen und Ideen für den Transfer innerhalb Ihres Faches und darüber hinaus. Sie erhalten zahlreiche Gelegenheiten, sich mit anderen Teilnehmenden zu vernetzen, voneinander zu lernen, sich kollegial auszutauschen und die Fachprogrammgruppe als wertvolle Ressource für sich und Ihr Vorhaben zu nutzen.

15.-17.04.2020: Einstieg ins Thema und in die Projekte
Nachhaltigkeit – Inter- und Transdisziplinarität – Lehrverständnis

24.-26.06.2020: Lehr- und Lernprozesse mit Blick auf Nachhaltigkeit gestalten
Didaktische Ansätze zur Verankerung von Nachhaltigkeit und Transformation in der Lehre

23.-25.09.2020: Nachhaltigkeit an der Hochschule leben
Verankerung von Nachhaltigkeit im Gesamtkontext der Hochschule und Transformationsprozesse in Hochschulen

25.-27.11.2020: Ausblick und Transfer
Bezug der eigenen Vorhaben zum gesellschaftlichen Kontext und Blick in die Hochschulpolitik

Impulsgeberinnen und –geber:

Unter anderem Prof. Dr. Gerd Michelsen (Leuphana Universität Lüneburg), Dr. Mandy Singer-Brodowski (FU Berlin), Fürspr. Rico Defila und Dr. Antonietta Di Giulio (Universität Basel)

Moderation:

Prof. Silke Bock (Technische Hochschule Mittelhessen)

Die ausgewählten Projektteams werden für die Dauer eines Jahres Fellows im Lehren Fachprogramm und nehmen an den o.g. Workshops teil. Im Mittelpunkt stehen der Erfahrungsaustausch, die kollegiale Beratung sowie die Reflexion der Teilnehmenden. Ergänzt wird das Programm durch Impulse aus den Fachdisziplinen, aus der Hochschul- sowie Lehr-/Lernforschung, der Hochschulleitung und –politik. Die Inhalte werden mit den Bedarfen der Teilnehmenden abgestimmt. Das Lehren Fachprogramm begleitet den Transfer von konkreten Ansätzen, von Erfahrungen und Prozesswissen innerhalb der Hochschulen und der Wissenschaft.

Die Programmkosten und die Tagungsunterkünfte werden durch die Förderer von Lehren getragen. Über das Jahr des Fachprogramms hinausgehend gehören die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum bundesweiten Lehren Netzwerk.

Die Workshops finden im Seminarzentrum Gut Siggen der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. bei Oldenburg in Ostholstein statt.

Das Lehren Fachprogramm 2020 richtet sich an folgende Akteursgruppen:

  • Professorinnen und Professoren, die sich in der Lehre profiliert haben
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Lehrverantwortung
  • Studierende, die sich in Gremien engagieren und/oder in die Lehrentwicklung eingebunden sind
  • Vertreterinnen und Vertreter aus den Dekanaten, Studiendekanaten und der Studiengangsleitung
  • Vertreterinnen und Vertreter der Hochschuldidaktik mit Expertise in der Lehr- und Lernforschung und in der Umsetzung von Veränderungsvorhaben

Bewerben Sie sich als Team (zwei bis drei Personen) – gern auch Statusgruppen-übergreifend – mit Ihrer Projektidee! In Ausnahmefällen sind auch Bewerbungen von Einzelpersonen möglich.

Bei Einzelbewerbungen erwägen wir gemeinsam mit Ihnen weitere Gäste/Stakeholder aus Ihrem Umfeld.

Bitte verwenden Sie zur elektronischen Einsendung Ihrer Unterlagen den Bewerbungsbogen Fachprogramm 2020 und fügen die dort gefragten Anlagen bei. Senden Sie Ihre Unterlagen an lehrehochn@toepfer-stiftung.de.

Einsendeschluss: 15.01.2020

Die Auswahl trifft eine Auswahlkommission des Bündnisses Lehren. Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 20 Personen begrenzt.

  • Auf Fragen der Lehre und Lehrentwicklung bezogene Qualifikation und Erfahrung in einem der Tätigkeitsbereiche (Lehre, Hochschulmanagement, Hochschuldidaktik, Qualitätsentwicklung)
  • Deutliche Motivation und Bereitschaft zur Kooperation
  • Entwicklungsfähiges Projekt, das
    – interdisziplinär ausgerichtet ist und ein fundiertes Nachhaltigkeitsverständnis zugrunde legt
    – aus dem konkreten Arbeitsumfeld kommt
    – anschlussfähig oder beispielhaft für andere ist
    – eine angemessene Reichweite und Wirkung innerhalb der Hochschule oder für eine bestimmte Fachkultur entfalten kann
  • Multiplikatorenrolle an Hochschulstandort
  • Bereichernder Beitrag für die Gruppe (fachlich, im Vorhaben, persönlich)
  • Bereits aktiv im fundierten Austausch über Lehre und Lehrentwicklung

Auswahlkommission

Prof. Dr. Gabi Reinmann, Universität Hamburg

Prof. Dr. Flemming Hansen, Fachhochschule Kiel

Prof. Dr. Ute Stoltenberg, Leuphana Universität Lüneburg

Einsendeschluss für Bewerbungen ist der 15.01.2020.

Hintergrund

Zu Lehren

Das Bündnis für Lehre richtet sein Augenmerk auf diejenigen, die Lehre gestalten, auf ihr konkretes Arbeitsumfeld, in dem sich Ideen an ihrer Umsetzung messen lassen müssen. Lehren holt engagierte Akteure fach- und hochschulübergreifend an einen Tisch, stellt sie ins Zentrum, begleitet ihr Wirken und stärkt die „Community of Professionals“.

Unser Ansatz versteht Lehrentwicklung als dezentrale Prozesse, die aus einem Zusammenwirken von Basis und Leitung erwachsen. Für eine langfristig angelegte dynamische Weiterentwicklung von Studium und Lehre sowie für die zukünftige Entwicklungsfähigkeit „von innen“ im System Hochschule halten wir ein solches Netzwerk von ausgewählten Professionals für zentral. Es ist eine Keimzelle für eine zukünftige hochschulübergreifende, auf Fragen der Lehre bezogene Informations-, Austausch- und Beratungskultur von Hochschulangehörigen zu Hochschulangehörigen.

Lehren kombiniert zwei komplementäre Ansätze: Zum einen betrachten wir Hochschulen als Orga­nisationen und befas­sen uns mit der Frage, welche Handlungskonstella­tio­nen in der Organisation Hoch­­schule gebildet werden können und müssten, um der institutionellen Ver­ant­­wortung für die Lehre Rechnung zu tragen. Zum anderen betrachten wir Hoch­schulen als einen eher losen Zusamm­enschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die vornehmlich in ihrer jeweiligen Disziplin verankert sind. Lehre wird hier innerhalb der Fachkultur weiterentwickelt. Beide Ansätze verschränken sich pro­­duktiv. Tatsächlich sind diszipli­näre Prägungen, fachspezifische Lehrverständ­nisse, Traditionen und sogar sprachliche Konventio­nen entscheidend dafür, ob und wie Lehrinnovationen an­ge­nom­men werden. Zugleich sind der überfach­liche Gesamt­überblick und ein um­fassen­­des Verständ­nis für die organisationalen Charak­te­ristika an Hochschu­len uner­lässlich für das Gelingen und für eine lang­fristige Verankerung von Studien­reform­projekten.

Daher arbeitet Lehren mit zwei jeweils einjährigen Programmen: Das Lehren Dachprogramm begreift Lehrentwicklung als organisationale Aufgabe. Es konzentriert sich mit einem über­fachlichen Ansatz auf Organisations­ent­wicklung und lehrbezogenes Verän­derungs­manage­ment. Es bringt Per­so­nen aus Hoch­schul­leitung, Hochschullehre, Hochschul­didaktik und Hoch­schul­management in den Dialog über Lehre.

Das Lehren Fachprogramm begreift Lehrent­wicklung als Aufgabe innerhalb einer Fachkultur. Es arbeitet in fachbezogenen Grup­pen an exemplarischen Herausfor­derungen zu Studien­reform­projekten, ent­wickelt Problemlösungen und beför­dert den Transfer inner­halb des Fachs.

Die Alfred Toepfer Stiftung, die Joachim Herz Stif­tung, die NORDMETALL-Stiftung, der Stifterverband und die VolkswagenStiftung haben bereits für den Zeitraum 2012-2016 „Lehren – Das Bündnis für Hochschullehre“ aufgebaut, um Akteure der Lehr­ent­wicklung in den Austausch zu bringen und Transfer zu be­glei­ten. Es wurden Austauschformate erprobt und mit wissenschaftlicher Be­gleit­­­forschung durch das Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St. Gallen weiterentwickelt. Für den Zeitraum 2017-2020 erhält Lehren eine Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie den Kooperationspartnern und ist damit gemeinschaftlich gefördert aus privater und aus öffentlicher Hand.

Kontakt

Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an uns:

Anna Heudorfer
lehrehochn@toepfer-stiftung.de
Tel: 040 – 33 402 46 (Telefonische Erreichbarkeit: Montag, Mittwoch und Donnerstag)